06.04.2024

Die Branche braucht jetzt einen CHANGE!

Hinsichtlich Automation, Vernetzung und Monitoring sind wir der betrieblichen Realität in der Breite um 10 Jahre voraus. Dirk Wember, Geschäftsführer der Adelbert Haas GmbH

FERTIGUNG: Im Jahr der Leitmesse GrindingHub sind wir ganz gespannt, welche Technologie-Highlights es bei Adelbert Haas zu entdecken gibt.

Dirk Wember: Unser Kernthema ist nach wie vor, die durchgängige Digitalisierung und Automation des gesamten Fertigungsprozesses. Dazu haben wir einige bahnbrechende Innovationen am Start. Allen voran die Multigrind® Radical in Vollautomatik. Also kein theoretischer Ansatz, sondern angewandte Realität. Mit einer Produktivität, die das Etikett Quantensprung verdient. Sich mit Adelbert Haas auseinanderzusetzen, lohnt also immer, aber aktuell besonders.

FERTIGUNG: Sie sprechen von einem Quantensprung in der Produktivität. Wird die Automatisierung die Gretchenfrage sein? Wer automatisiert und wer bleibt bei seiner bewährten Fertigungsmethode?

Dirk Wember: Ja, da sprechen Sie einen Punkt an, der mir sehr am Herzen liegt. Wir haben bei einigen Kunden, nennen wir sie die Early Adopters, den kompletten Schleifprozess automatisiert: Einfach vom Webshop bis zum Versand. Das Kernelement ist die Multigrind® Radical, die im mannlosen Betrieb, dank Closed Loop hochpräzise Werkzeuge schleift. Diese implementierten Fertigungscluster unterscheiden sich kolossal von dem, was ich gerade als Standard wahrnehme. Der Gap zwischen den fertigenden Unternehmen, die diese Produktionsweise realisieren und der eher passiven Mehrzahl, wird zu Gewinnern und Verlierern führen. Die Neu-Vermessung der Branche ist schon in vollem Gange.

FERTIGUNG: Können Sie uns ein konkretes Beispiel an die Hand geben, welches diese Aussage verdeutlicht? So, dass unsere Leser eine Idee davon bekommen, was Sie unter Neu-Vermessung verstehen.

Dirk Wember: Ja, das möchte ich gerne versuchen, denn mir liegt sehr viel daran, dass wir hier in Europa unseren gefühlten Vorsprung nicht verspielen. Folgende Beispielrechnung bildet ungefähr die Situation eines Werkzeugfabrikanten ab. Jeder erfolgreiche Werkzeugfabrikant hat seinen bewährten Ablauf. Holzschnitthaft unterteilt in Rüstzeiten und Fertigung. Der Maschinenbediener bereitet in seiner Anwesenheit den Fertigungsprozess vor- und nach. In der Regel ist der Maschinenbediener mit dieser Arbeit, an 5 Arbeitstagen voll ausgelastet. Eine gut vorbereitete Schleifmaschine produziert natürlich über die Anwesenheit der Maschinenbediener hinaus. Deshalb rechnet der Werkzeugfabrikant mit 7,5 Schichten innerhalb der 5-Tage-Woche. Und weil gerade genügend Aufträge vorhanden sind, gibt es am Wochenende noch eine Zusatzschicht. Mit diesen 8,5 Schichten pro Woche ist der Werkzeugfabrikant sehr zufrieden, denn die gelebte Dimension seiner Unternehmung ist damit voll ausgelastet.

Und jetzt die Gegenrechnung mit einem vollautomatisierten Prozess: Wie wird sich die Performance und Wettbewerbsfähigkeit des gerade beschriebenen Werkzeugfabrikanten ändern, wenn die Möglichkeit existiert, in 21 Schichten pro Woche zu produzieren? Mit der gleichen Mannschaftsstärke? In besserer Qualität? Dazu noch mit einem größeren Output pro Schicht! Anstelle von 8,5 Schichten 21 Schichten? Diese realisierbare Produktivitätssteigerung gab es in diesem Jahrtausend noch nicht. Aus dieser Transformation ergibt sich ein Quantensprung, an Produktivität, Ertrag und Zukunftssicherheit.

Und für alle, die mit dem spitzen Bleistift rechnen: Die Investition amortisiert sich bei dieser Produktivität innerhalb kürzester Zeit. Selbst die übliche Abschreibung hinkt da ordentlich hinterher. Achtung: Das ist jetzt kein „Was-Wäre-Wenn“-Szenario, denn diese vollautomatisierte Produktion haben wir bereits im Feld realisiert.

Fertigung: Jetzt wird das Versprechen verständlich, weshalb die kompakte Multigrind® die Bezeichnung Radical bekommen hat. Gibt es noch weitere interessante Details, die Sie in Ihrer Beispielrechnung noch nicht vollständig eingepreist haben? Bisher hatten wir es ja nur vom Holzschnitt und nicht vom Feinschliff.

Dirk Wember: Wie gesagt, mit der intelligenten Automation der Multigrind® Radical können Werkzeugfabrikanten jede Woche in 21 Schichten produzieren. Der Aufwand für die Vor- und Nachbereitung ist gering. Ein Maschinenbediener betreut mehrere Produktionseinheiten, denn die eigentliche Produktion der Teile ist per se mannlos. Das Resultat dieser Produktionsweise ist maximaler Output. Die permanente Qualitätsprüfung über die integrierte Messung führt, innerhalb eines Closed Loop, zur perfekten Selbstkorrektur. Hier verlassen nur 100% präzise Werkzeuge die Schleifmaschine. Die Radical-Produktionsunit verarbeitet übrigens alles, was anfällt. Am liebsten komplexe Rotations- und Plattenwerkzeuge in großen Stückzahlen. Aber auch Kleinstserien von Losgröße 1 bis 1.000 werden bedarfsgerecht gefertigt. Direkt aus dem Webshop über das ERP-System und ohne große Programmierleistung. Alle einzelnen Fertigungsschritte werden durch die Multimation Software gesteuert. Von A wie Auftrag bis Z wie Zahltag. Die Maschinenbedienung und Maschinenkontrolle ist jederzeit, von überall und von jedem Device möglich. Jede Multigrind® Radical ist immer online. Und demnächst geben wir dem Kunden, auf Basis seines Dashboards, Einblick in alle relevanten Informationen. Damit er selbst auch alles im Blick hat.

Über die Analyse von Maschinendaten wird die Multigrind® Radical proaktiv gewartet. So gibt es so gut wie keine Maschinenstillstände und auch die Nebenzeiten sind so minimal, dass sie keine Relevanz mehr haben. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Sicherheit, es werden ausschließlich Maschinendaten übermittelt und keinerlei auftragsspezifische Details. Das sind weitere technischen Details zum CHANGE.

Die Multigrind® Radical bildet das Herzstück der intelligenten Automation 4.0. Die Technik-Peripherie wird passgenau im Gesamtprozess gesteuert. Über Multimation werden alle einzelnen Produktionsschritte verbunden, abgestimmt und gesteuert. Der Schleifprozess im Closed Loop sorgt für selbstreferentielle Optimierung. Das perfekte Werkzeug verlässt selbständig die Schleifmaschine und steht fertig verpackt zum Versand bereit. Der Nachfolgeauftrag ist zu diesem Zeitpunkt bereits in der Fertigung.

Industrie 4.0 ist für Adelbert Haas eine Mission Possible.

Fertigung: Wenn Sie diese erstaunlichen Produktvorteile und das Rechenbeispiel präsentieren, auf welche Reaktionen stoßen Sie bei Ihren Kunden?

Dirk Wember lächelt und bemerkt: Industrie 4.0 ist für Adelbert Haas keine Vision, es ist eine Mission Possible. Und das wurde auch langsam Zeit. Wir verkaufen keine Maschinen, wir verwirklichen Zukunft. Wir sprechen mit unseren Kunden über Chancen und daraus entwickeln wir gemeinsam einen durchdachten CHANGE. Das ist kein vordergründiges Verkaufsgespräch, das ist individuelles Consulting. Wir wollen als Wegbegleiter alle Wünsche und Herausforderungen unserer Kunden berücksichtigen und gemeinsam durchstarten. Dass wir die Revolution der Industrie 4.0 mit der Multigrind® Radical gerade anführen, macht unser Consulting natürlich nicht einfach. Wer sich heute für eine Multigrind® Radical entschieden hat, geht den ersten Schritt. Das Schöne ist ja, dass der Weg zur Vollautomatisierung auch Schritt für Schritt gegangen werden kann. Vorausgesetzt, man sattelt das richtige Pferd. Nach den Erfahrungen der letzten 24 Monate würde ich von unterschiedlicher Mentalität sprechen. Ein Teil verharrt in seinen bestehenden Denk- und Verhaltensmustern und ein anderer sichert sich früh einen Quantensprung. Ich freue mich sehr, dass es in unserer Branche echte Trendsetter gibt. Mit ihnen konnten wir gleich zu Beginn der Markteinführung der Multigrind® Radical den kompletten Automationsprozess verwirklichen. Mit diesen Erfahrungen haben wir alles bis ins Detail optimiert und in unterschiedlichen Versionen ausgerollt. Mittlerweile sprechen wir mit den Followern. Sie haben aufgrund der Ergebnisse die Chance erkannt und planen den CHANGE aktiv.

Fertigung: Das beinhaltet natürlich neben der Investition sicher auch eine moderate Veränderung im betrieblichen Ablauf. Wir wissen ja alle, wie schwer es ist, den gewohnten Pfad zu verlassen.

Dirk Wember: Was mich persönlich nachdenklich stimmt, ist eine andere Beobachtung: Aus den asiatischen Ländern bekommen wir hinsichtlich Digitalisierung und Automatisierung viele positive Rückmeldungen und deutlich weniger Vorbehalte. Im globalen Wettbewerb ist der Innovationsdruck hier in Europa mit seinen hohen Lohn- und Energiekosten und dem Mangel an Arbeitskräften ungleich höher. Trotzdem bin ich optimistisch, dass wir hier in Europa die Transformation als erste schaffen werden. Liebe Werkzeugfabrikanten, verändern Sie jetzt Ihre Produktionsweise, bevor es jemand anderes an Ihrer Stelle tut.

Fertigung: Gibt es einen Grund für Ihren Optimismus? Gerade wird ja nicht selten herausposaunt, was alles falsch läuft mit der Digitalisierung.

Dirk Wember: In Trossingen sind wir mitten im Land der Tüftler. Wir sind schneller, kreativer, flexibler und haben schon oft eine Antwort parat, bevor die Frage diskutiert wird. Wir verstehen es als unsere Hauptaufgabe mit unserem Lösungsangebot einen Vorsprung sicherzustellen. Viele Impulse dazu kommen nicht von Übersee, sie kommen als konkrete Anforderungen direkt aus unserem Kundenkreis hier in Europa. Das stimmt mich zuversichtlich. Also nur Mut. Wer, wenn nicht wir und wann, wenn nicht jetzt.

Fertigung: Herr Wember wir wünschen Ihnen und Ihren Kunden bei der Transformation viel Erfolg und danken Ihnen für das Gespräch.

Die Autorin

Carina Kabisreiter

Carina Kabisreiter ist im Bereich Marketing und Kommunikation bei Adelbert Haas tätig.

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